Wickelmaschine

Eigene Projekte und Vorhaben könne hier beschrieben und besprochen werden

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Wickelmaschine

Neuer Beitragvon BernhardS am Freitag 27. Januar 2012, 20:50

Hallo,

etwas, das schon eher Projekt genannt werden kann:
Es soll eine Maschine zum Aufwickeln von Film, richtigem Kinofilm, werden. Es ist für einen Filmclub, der ein eigenes, kleines Kino betreibt. Im Vorführraum, treffend Vorführkammerl genannt, ist sehr wenig Platz.
Daher müssen die beiden Filmrollen, von der einen läuft der Film ab - die andere wickelt ihn wieder auf, übereinander angeordnet sein. Diese Konstellation liefert keine der wenigen Kinotechnikfirmen, die es noch gibt.
Ein erstes Gestell zum Erproben der Mechanik ist erstellt, ich baue die Steuerung. Momentan läuft die Fertigung des richtigen Gestells und ich löte so vor mich hin.

Mal ein Eindruck davon, was bei mir gerade im Bastelschuppen steht.
Gesamt_R.JPG

Die beiden Frequenzumformer, inkl. Bremschopper (nicht angeschlossen) sind eine Spende aus dem Überbestand einer Firma die im Druckbereich tätig ist und die Serie gewechselt hat.

Die Elektronik ist mal angefangen: Der Firm läuft jeweils über eine Rolle auf einem schwenkbaren Arm, das Gewicht des Arms hält der Film straff. Die Elektronik versucht nun den Winkel um den der Arm angehoben ist konstant zu halten.
Die mittlere Platine enthält im Mittelfeld zwei analoge Rechenschaltungen. Der Drehwinkel wird über ein Poti erfasst und die Schaltung setzt das in die Regelspannung für die FU´s um. Da Abwickeln und Aufwickeln jeweils eine völlig unterschiedliche Charakteristik haben, ist das liebevoll ausgetüftelt.
Links ist eine Reihe Relais, die dem FU sagen ob der links oder rechtsrum drehen soll, sowie oben zwei Relais zum Umschalten der Sollwertvorgabe auf einen Handregler.
Platinen.JPG

Zugegeben, es wirkt chaotisch. Ist aber Struktur drin - ist übrigens in jedem Chaos, es erkennt es nur nicht jeder.
Unten war ein Mikrokontroller, der das steuert. Die Pins waren von Anfang an knapp ausgezählt, daher sollte ein LCD-Display seriell angeschlossen sein. Das hat nicht gut geklappt, und es kamen noch Änderungen.
Daher ist auf der rechten Platine ein Kontroller mit mehr Pins. Das Display ist direkt angeschlossen. Experimental wurden die Pins vom Kontroller einfach mit dem früheren Steckplatz verbunden und stellenweise mit Heißkleber gesichert. Ich weiß, daß das Wort Heißkleber zu hysterischen Anfällen führen kann, gehe aber das Risiko bewußt ein - mir tut das Zeug nichts.
Auf der Platine links entstehen gerade noch Erweiterungen, es ist aber Redaktionsschluss für Wünsche und Änderungen, das wird in absehbarer Zeit zusammengefasst.

Noch die Winkelerfassung: Die Aluscheibe ist mit der Drehachse verbunden und wickelt eine Schnur auf (Im Endgerät kommt da ein ganz edles Zugseil rein). Das Seil dreht eine Scheibe auf einer Potiachse - mit Übersetzung.
Weiter ist noch ein Schlitten auf dem Seil, der mechanische Endschalter betätigt. Das ist ein Relikt aus dem Vorgängergerät, einer wird jetzt aber doch benutzt. Ich zeig es aber mal her, so als Anregung.
Winkel.JPG


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Bernhard
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Re: Wickelmaschine

Neuer Beitragvon 10Stimpy am Sonntag 29. Januar 2012, 20:07

Hi Bernhard,

ich habe zwar noch nicht so viel Ahnung von Kino Technik ( außer im Homecinema bereich ) aber dennoch einige kurze Fragen.

Warum müssen beide Rollen angetrieben werden ?
Reicht es nicht wenn die Aufwickelrolle sich dreht und den Film sozusagen von der Filmrolle runter zieht ?
Besteht da eine erhöhte Gefahr das der Film reißt ? Wenn ja, warum hast du ein Pendel wo die Spannung des Films misst und ggf. nach geregelt wird?

Währe es nicht einfacher die Geschwindigkeit des Filmbandes zwischen den Rollen zu messen und den FU der Aufwickelrolle anzusteuern um den größer werdenden Durchmesser zu kompensieren ? ( Fällt weg wenn die Gefahr zu groß ist das der Film beim "runterziehen" reißt )

Für was ist das Zugseil mit den Endschaltern ???

Danke schon mal. Gruß Sascha
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Re: Wickelmaschine

Neuer Beitragvon BernhardS am Montag 30. Januar 2012, 07:14

Hallo,

es müssen zumindest beide Rollen einen Antrieb haben, da man den Film nach Ende der Vorführung wieder zurückspulen muss.

Es besteht keine Gefahr, daß der Film reißt. "Moderner" Polyesterfilm reißt praktisch überhaupt nicht. Das mit dem Filmriß ist eine kleine Schwindelei der Filmvorführer.
Man bekommt der Film in Rollen á 20 Minuten und klebt ihn zusammen. Dabei kontrolliert man auch auf alte Klebestellen und klebt die ggf. nach. Beim "Filmriss" ist zu 99% eine alte Klebestelle aufgegangen.
(Das Zusammenkleben und wieder Abbauen ist der zweite Grund warum die Maschine in beiden Richtungen wickeln können muss)

Für die Kraft mit der der Film gespannt werden soll gibt es zwei Grenzen: Der Film wird vom Projektor mit Hilfe von Zahnscheiben transportiert, die in die seitlichen Löcher eingreifen. Diese Perforation darf nicht überbeansprucht werden (obere Grenze). Der Film soll nicht zu lose aufgewickelt werden, sonst passt er nicht auf die Rolle (untere Grenze) - man glaubt es nicht, um wieviel sich ein paar zehntel Millimeter pro Windung aufsummieren. Daher wird er mit einer gewichts- oder federbelasteten Rolle auf Zug gehalten.
Da die Rolle sowieso da ist und eine Führung braucht, ist es naheliegend die Position als Regelgröße zu verwenden.

Es gibt bereits eine Maschine, die das Ganze jetzt ausführt. Die stammt zwar von einem "Profi", der diesen Namen aber nicht verdient. Die Regelung funktioniert einfach so, daß die Arme, auf denen die bewegliche Rolle sitzt, einen Verstelltrafo drehen und auch Schalter drücken.
Da die Arme beim Filmende frei runterfallen, gab es jedesmal einen Schlag auf die Trafoachse und die Schalter und wir mussten das alles umbauen. So erhielt der Arm ein "richtiges" Lager und dreht eine Zahnscheibe mit. Die Drehung wird dann mit einem Zahnriemen auf die Trafoachse übertragen. Auch die Endschalter wurden neu angebracht und werden nun über dazwischengeschaltete Federn dedrückt.
Bei der neuen Maschine wurde nun eine Entkoppelung von vornherein vorgesehen. Daher wird die Drehung des Arms über ein Zugseil auf die Drehung eines Potis übertragen, das nun die Position angibt.

Die Möglichkeit eine Position per Schalter zu erfassen wurde halt auch mit eingebaut, obwohl es eigentlich nicht mehr gebraucht wird - nennen wir es historisch gewachsen.
Ich hab das nur herausgestellt, weil es bestimmt jemanden gibt, der das in einem ganz anderen Zusammenhang verwenden kann.

Bernhard
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Re: Wickelmaschine

Neuer Beitragvon anders am Montag 30. Januar 2012, 09:31

Daher müssen die beiden Filmrollen, von der einen läuft der Film ab - die andere wickelt ihn wieder auf, übereinander angeordnet sein.
Das erinnert mich an die alten Computerbandgeräte.

Diese Perforation darf nicht überbeansprucht werden (obere Grenze). Der Film soll nicht zu lose aufgewickelt werden, sonst passt er nicht auf die Rolle (untere Grenze) -
Soetwas wurde dort ohne zusätzliche Massen und Rollen mit Hilfe von zwei Vakuumschleifen erledigt.
Im Prinzip waren das schmale Kästen in welche das Band mit Hilfe eines Staubsaugers U-förmig hineingezogen wurde.
Drei Manometerbohrungen oder Lichtschranken signalisierten, ob genug, zu viel oder zu wenig Band im Kasten war.

Da die Geräte sowohl schnell wickeln können mussten, als auch abrupt beschleunigen, hatten die Wickelmotoren durchaus das Format kleiner Anlassermotoren.
Der Capstanmotor, der sich mit den Magnetköpfen zwischen den beiden Vakuumschleifen befand, und nur die paar Gramm von einem knappen Meter Band bewegte, war dabei der dickste, denn er musste das Band innerhalb von wenigen Zentimetern auf eine konstante Geschwindigkeit von ca. 2m/s beschleunigen können.

Die empfindliche Magnetschicht kam außer mit den Magnetköpfen und den zugehörigen Führungsbolzen nicht mit dem Gerät in Berührung. Andruckrollen oder Fühlerhebel gab es nicht und am Capstan lag das Band mit seiner Rückseite an. Für den nötigen Bandzug sorgten ja die Vakuumschleifen.
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Re: Wickelmaschine

Neuer Beitragvon 10Stimpy am Montag 30. Januar 2012, 12:48

Aja, das erklärt natürlich diesen umfangreichen Aufbau. Dachte das da einfach eine Leere Rolle benutzt wird und wenn der Film zu Ende ist, wird einfach die Rolle zurück in die Filmdose gelegt und die nun leer gewordene Rolle weiter benutzt...

Danke für die super Erklärung. Schönen Montag wünsch ich euch noch . Gruß Sascha
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Re: Wickelmaschine

Neuer Beitragvon BernhardS am Montag 30. Januar 2012, 14:44

100 Minuten Kinofilm ist eine Rolle von etwa 90cm Durchmesser und etwa 26 kg Gewicht - das kann man kaum handhaben. Daher der Versand in 20 Minuten Rollen und das Kleben und wieder Zerlegen.

Lose wickeln gilt als handwerklich unsauber und ist auch wirklich schlecht für den Film. Beim Zurückspulen rutschen die losen Windungen aufeinander und ziehen Längskratzer in die Schicht.
Der Film ist mit einem Gleitzeugs beschichtet, das mit der Zeit bröselig wird und die Partikel für die Kratzer liefert. Und normalen Dreck gibt es ja auch. Eigentlich sollte der Film regelmäßig gewaschen und neu beschichtet werden, aber da wird auch schon mal am falschen Ende gespart.
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