Wie verwende ich ein Oszilloskop?

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Wie verwende ich ein Oszilloskop?

Neuer Beitragvon Lupin III. am Donnerstag 29. September 2005, 20:11

Ich habe mir vor kurzem billigst ein recht altes 1-Kanal-Analog-Oszilloskop zugelegt. Da war allerdings sonst nichts dabei, keine Anleitung, keine Messleitungen usw.

Trotz fehlender Leitungen habe ich mich natürlich nicht davon abhalten lassen schon mal zu messen anzufangen. Da ich nicht mal einen einzigen BNC-Stcker habe (ich hätte die 10Mbit-Koax-Kabel damals doch nicht alle verschenken sollen :-( ), habe ich einfach mal mit Draht und Krokodilklemmen experimentiert. Damit habe ich sogar schon den Takt (16Mhz) eines alten 386ers darstellen können! Auch die Steuerimpulse des Schrittmotors einer alten HD und den zurückgelieferten "Rundenzähler"-Takt habe ich schon gesehen (ich weiß jetzt dass sich die Platte mit 4200 U/min dreht bzw. gedreht hat ;-). Dank X-Y-Beschaltung und Tongenerator am PC habe ich auch schon die nettesten Muster am Schirm gehabt. Soweit so gut, das Teil funktioniert also und es ist echt interessant was man damit alles entdecken kann (z.B. auch wieso drei weiße LEDs einer Taschenlampe plötzlich mit nur 2 Batterien (also 3V) leuchten können).

Genug Geschwafel. Ich habe nämlich noch einige Fragen.

1. der Trigger:
Es gibt die Einstellungen INT, EXT und LINE. INTernal und EXTernal kann ich mir denken, aber was ist LINE?
Außerdem gibt es ein LEVEL: MEAN, TOP und HF REJ.. Da weiß ich nicht wirklich was sie bedeuten. Aber durch probieren habe ich meist eine gefunden, die ein stehendes Bild erzeugt.

2. ist vorne eine Buchse, die mit einem Erdungssymbol gekennzeichnet ist. Wofür verwende ich die?

3. die Messleitung:
Ich habe keine! Deswegen weiß ich auch nicht genau, was die machen sollte.
Ich habe öfters etwas von 1x und 10x gelesen. Was bedeutet das?
Woran schließe ich die Abschirmung an? Manchmal wenn ich damit an ein Gerät bin, hat es nämlich gefunkt!


Und ein lustiges Phänomen hatte ich auch noch: um ein Tonsignal gleichzeitig hören und sehen zu können habe ich meine Lautsprecherkabel mit Stecknadeln "gepierced", danach die Abschirmung des Oszis an das schwarze geklemmt, die Messleitung ans rote. Das hat wunderbar funktioniert solange das Oszi im selben 3-fach-Stecker wie die Stereoanlage gesteckt ist. Habe ich es in eine andere Steckdose im Zimmer gesteckt, hat es laut gebrummt! Woher kommt das?

Schon mal vielen Dank für eure Antworten!
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Neuer Beitragvon bluesmoke am Donnerstag 29. September 2005, 21:49

*g* also das das gerät noch funktioniert ist scheinbar glücksache oder???
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Neuer Beitragvon anders am Freitag 30. September 2005, 02:02

aber was ist LINE?

Dabei wird die Triggerspannung am Netztrafo abgenommen.
Das ist sinnvoll, wenn man netzsychrone Signale, wie sie etwa an Gleichrichtern oder Phasenanschnittsteuerungen vorkommen, anschauen möchte.

ist vorne eine Buchse, die mit einem Erdungssymbol gekennzeichnet ist. Wofür verwende ich die

Bei älteren Oszis war das Gehäuse nicht mit dem Schutzleiter des Netzkabels verbunden.
Hier kannst du also das Gehäuse nachträglich erden bzw. mit dem Schutzleiter verbinden.

Ich habe öfters etwas von 1x und 10x gelesen. Was bedeutet das?

Wenn du nicht nur niederfrequente Signale anschauen möchtest, brauchst du unbedingt ein Koax-Kabel.
Nicht nur, daß sich die durch zwei Strippen gebildete Leiterschleife jede Menge Störungen einfängt, durch ihre Induktivität verzerrt sie Impulssignale auch bis zur Unkenntlichkeit.

Ein gewöhnliches Koaxkabel hat aber eine Kapazität von etwa 100pF/m.
Dadurch würde die Signalquelle bei höheren Frequenzen stark belastet.
Die Koaxkabel an käuflichen Tastköpfen sind spezielle kapazitätsarme Ausführungen. Erreicht wird das hauptsächlich durch eine sehr dünne Seele und viel Luft im Dielektrikum. Damit kann man die schädliche Kabelkapazität fast halbieren.

Eine weitere Reduktion der Belastung erreicht man, indem man den Tastkopf einen 10:1 Spannungsteiler einbaut.
Dadurch erhöht sich nicht nur der ohmsche Widerstand von 1MOhm auf 10MOhm, sondern auch die kapazitive Belastung des Prüflings (z.B. 15pF Scope Eingang + 65pF fürs Kabel) wird etwa auf 1/10 reduziert.
Deshalb ist es in der Praxis üblich stets mit dem 10:1 Teiler zu messen. Meist sind die zu messenden Signale groß genug dafür.



Woran schließe ich die Abschirmung an? Manchmal wenn ich damit an ein Gerät bin, hat es nämlich gefunkt!

Was für eine Abschirmung ?
Funken sollte da nichts. Du stocherst doch wohl hoffentlich nicht in Schaltungen herum, die ohne Transformator mit dem Stromnetz verbunden sind.
Das würde bedeuten, daß das Gehäuse deines Oszilloskops unter Spannung steht und ist deshalb strikt verboten.


Habe ich es in eine andere Steckdose im Zimmer gesteckt, hat es laut gebrummt! Woher kommt das?

Das hört sich überhaupt nicht gut an.
Bitte miß einmal mit einem Ohmmeter den Widerstand von den Stiften des Netzkabels zu der Erdbuchse des Oszilloskop. Der Netzschalter sollte dabei "Ein" sein, aber das Gerät natürlich nicht in der Steckdose.
Normalerweise sollte da auch im hochohmigsten Bereich nichts zu sehen sein ( > 20 MOhm).
Achte aber darauf, daß du nicht deine Finger mitmißt ;-) .

Wenn du bei dieser Messung einen Widerstandswert erhältst, vielleicht sogar niederohmig, dann muß zuerst dieser Isolationsfehler im Gerät behoben werden. Sonst schwebst du in Lebensgefahr !
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Neuer Beitragvon Lupin III. am Freitag 30. September 2005, 18:00

Vielen Dank für die Antwort!

anders hat geschrieben:Was für eine Abschirmung ?
Funken sollte da nichts. Du stocherst doch wohl hoffentlich nicht in Schaltungen herum, die ohne Transformator mit dem Stromnetz verbunden sind.
Das würde bedeuten, daß das Gehäuse deines Oszilloskops unter Spannung steht und ist deshalb strikt verboten.


Mit Abschirmung meinte ich den äußeren Kontakt des BNC-Anschlusses. Wie nennt man das? Masse, Erdung? Ich dachte eigentlich der wäre dazu da, um das Ausgangspotential für die Messleitung festzulegen und dargestellt wird dann die Differenz der beiden.

anders hat geschrieben:Das hört sich überhaupt nicht gut an.
Bitte miß einmal mit einem Ohmmeter den Widerstand von den Stiften des Netzkabels zu der Erdbuchse des Oszilloskop. Der Netzschalter sollte dabei "Ein" sein, aber das Gerät natürlich nicht in der Steckdose.
Normalerweise sollte da auch im hochohmigsten Bereich nichts zu sehen sein ( > 20 MOhm).
Achte aber darauf, daß du nicht deine Finger mitmißt ;-) .

Wenn du bei dieser Messung einen Widerstandswert erhältst, vielleicht sogar niederohmig, dann muß zuerst dieser Isolationsfehler im Gerät behoben werden. Sonst schwebst du in Lebensgefahr !


Zwischen Erdkontakt am Stecker, der Erdbuchse, der Abschirmung der Messleitung und dem Gehäuse sind null Ohm, zu den Stiften selbst gibt es keinen Kontakt (kein Ausschlag selbst in der empfindlichsten Einstellung). Da scheint also alles normal zu sein, zumindest wenn es normal ist, dass die oben genannten Teile alle miteinander verbunden sind.

Das erklärt wohl auch den Funken. Ich habe da an einem PC-Mainboard herumgemessen und wahrscheinlich mit der Masse einen stromführenden (5 oder 12 V) Pin berührt, also geerdet. Es war kein 220V Funken, den würde ich erkennen ;-)

Das Brummen hängt wahrscheinlich mit der Erdung zusammen, da bei uns im Haus "klassisch" geerdet ist (siehe den anderen Thread, in dem du auch geantwortet hast). Da Nullleiter und Erde das gleiche bei uns sind, habe ich im Endeffekt also die Lautsprecher-Masse über das Oszilloskop mit dem Nullleiter verbunden. Mit meinem Halbwissen erkläre ich mir das so, dass bei entfernten Steckdosen durch unterschiedliche Kabelängen ein Phasenunterschied der Netzfrequenz besteht, der durch das Gerät durch auf dem Nullleiter zu messen ist. In Verbindung mit dem Lautsprecher kann man das dann hören. Kann das sein?

PS: weiß noch jemand, was die LEVEL-Einstellungen bedeuten könnten?
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Neuer Beitragvon anders am Freitag 30. September 2005, 19:15

a bei uns im Haus "klassisch" geerdet ist (siehe den anderen Thread, in dem du auch geantwortet hast). Da Nullleiter und Erde das gleiche bei uns sind,

Nicht geeerdet, sondern genullt also wolltest du sagen.
Da können zwischen den Schutzkontakten verschiedener Steckdosen tatsächlich ein paar Volt auftreten, wenn ein Stromkreis stark belastet ist.


weiß noch jemand, was die LEVEL-Einstellungen bedeuten könnten?

Das wird die Einstellung für die Triggerschwelle sein, wie hoch also die Eingangsspannung werden muß, bevor die Zeitablenkung losläuft.
Meist gibt es dazu auch noch einen Schalter "+/-" mit dem du die Polarität der auslösenden Flanke auswählen kannst.
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Neuer Beitragvon Lupin III. am Mittwoch 5. Oktober 2005, 22:12

Danke für die Antworten bisher. Hat mir schon geholfen.

Noch eine Frage: um den Spannungsabfall an einem Widerstand zu messen, brauche ich ein Zweikanaloszi mit (A - B) Funktion, oder? Ich weiß zumindest gerade nicht, wie ich das mit einem Einkanal-Teil anstellen soll.
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Neuer Beitragvon anders am Sonntag 9. Oktober 2005, 17:50

Meist mißt man deshalb massebezogen.
Zweikanal Geräte haben zwar i.d.R. eine solche Funktion A-B, aber da die so zu erzielende Gleichtaktunterdrückung eher bescheiden ist, du kannst z.B. keine 500mV sehen, die auf 100V aufsitzen, verwendet man besser einen Differenztastkopf.

Leider sind gute Differenztastköpfe teurer als selbst mancher Zweikanaler und so wird das für dich wohl keine praktikable Lösung sein.

Etwas Gehirnschmalz hilft aber oft solche schwierigen Messungen zu vermeiden.
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